Sonntag, 30. September 2012

La femme weint

Gestern waren sie beim Fußballspiel der Tochter. Als sie noch auf die Tochter warten hört sie Kirchenglocken und sieht in ihrem Smartphone nach und entdeckt, dass in unmittelbarer Nähe eine VAM ist. Eigentlich wollten sie in ihrer Wahlpfarrei in die die VAM gehen. La femme hatte es sich so schön  ausgemalt. In die VAM und dann morgen schön viel Zeit fürs Pferd. [später am Abend denkt sie 'la femme, du sollst keine anderen Götter haben'] Die Wahlpfarrei würde aber aufgrund der Fahrtzeit nicht mehr klappen. Also schlägt sie ihren Lieben vor in der Nähe in die Kirche zu gehen, eigentlich dreht sich ihr schon vorher der Magen rum, sie kennt diese Stadt und ihre Priester, aber es schien einfach praktisch und manchmal ist la femme sich auch die Nächste.  Sie kommen pünktlich zum Einzug. Aber was ist das? Nach ein paar Minuten dreht la femme sich zu den Leuten hinter ihnen um und fragt ob es sich um eine Heilige Messe handelt. Nun ja, es soll eine Heilige Messe sein. Der Priester begrüßt erstmal alle irgendwie komisch, bevor er dann doch meint, dass wir die Messe im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes feiern. Danch kommt dann eine kurze Meditation (oder was war das) einer Frau mit kurzen Haaren. Ein Schuldbekenntnis gibt es nicht, dafür steht aber beim Kyrie auch keiner auf - außer lafemme und ein Mann, la femme fängt an zu weinen.  Die Lesung wird wieder von der gleichen Frau vorgetragen. Evangelium gibt es natürlich nur in Kurzfassung. Na bei 90 % Ü60jährigen ist das sicherlich auch angebracht.  La femme weint mittlerweile nicht mehr, aber ihre Tochter hat gemerkt das irgendetwas nicht in Ordnung ist und fragt sie. La femme antwortet, dass die Messe nicht in Ordnung ist. Da hat sie aber die Predigt noch gar nicht gehört. Sie lernt in der Predigt, dass es nicht so wichtig ist seinen Glauben zu bekennen, sondern viel wichtiger ist es einem Menschen, der darum bittet, ein Glas Wasser zu geben. Zweites hielt la femme bis dahin für selbstverständlich. Sie hofft, dass ihre Tochter die mittlerweile halb auf ihrem Schoß liegt nicht zu hört. Sie öffent das Gebetbuch und beginnt Power-Gebete zu sprechen (Thomas v. Aquin etc) In dieser Kirche stehen nur Stühle, keine richtigen Kirchenbänke, wieso soll sich das Kind also wie in einer Kirche verhalten. La femme ist es mittlerweile egal. Sie singt anschließend laut das Lied, das als Glaubensbekenntnis genommen wird, besondern "wir glauben an die Kirch allein, die heilig.....". Sie kramt kein Körbchengeld heraus, hier wäre jeder Cent vergebens, denkt sie. Der Rest der Messe, die Doxologie zum Ende des Hochgebets wird gemeinsam gebetet und der Embolismus vor der Doxologie beim Vater Unser entfällt natürlich, als sie dann aber bekennen soll, dass sie nicht würdig ist, das Brot eingeht unter ihr dach, ist es um sie geschehen. Sie sagt ihrer Tochter, dass sie draussen wartet. Sie hofft in Verantwortung für den Glauben ihres Kindes das richtige getan zu haben.
Sie stellt sich draussen in die Sonne und wendet sich verzweifelt an die Gottesmutter, die Knotenlöserin. Sie weiss schon, dass ihr Mann nicht begeistert sein wird.
Sie reden nur das nötigste auf dem Weg zum Auto. Sie betet die ganze Fahrt über, sie hatten vorher verabredet in einem Restaurant zu Abend zu essen. Sie schweigt, wie gerne würde sie schreien und zetern, aber sie weiss, dass Maria ihr die Chance geben wird zu reden, also betet sie weiter.
Während sie und ihr Mann im Restaurant an der Salatbar stehen fragt er sie, warum sie gegangen ist. Sie antwortet, 'weil es einfach nur schrecklich da war. Die Heilige Messe ist eine Opferfeier und kein gemeinsames Abendessen. Aber da habe ich immer nur Mahlfeier gehört.' Mehr sagt sie nicht. Normal ist sie nicht so gut, in ihr geht der Kampf weiter, sie dankt Gott, dass sie ruhig bleibt. Zurück am Tisch sagt er "Ich fand das auch nicht toll da gerade". Sie lächelt ihn an und dankt Gott. Ihre Tochter sagt "ich bin nicht zur Kommunion gegangen, ich gehe morgen nochmal mit dir". Sie muss sich beherrschen nicht los zu weinen, diesmal vor Rührung. Als ihr Kind an diesem Abend schon längst schläft sitzt sie an seinem Bett und singt und lobt und preist Gott und dankt Maria, den Engeln und Heiligen, die immer für sie da sind.

Heute morgen war sie mit ihrer Tochter noch einmal in der Heiligen Messe, diesmal in der Wahlpfarrei. Anschließend haben sie das Pferd einfach auf die Wiese gestellt, das muss auch mal reichen.
Sie denkt "Wer ist ein Gott wie du?"

1 Kommentar:

  1. Puhh, ja, kann ich verstehen. Unser guter Pfarrer ist derzeit auf Pilgerfahrt und was der Ersatzpfarrer heute so brachte - kein Schuldbekenntnis, Vater unser alle zusammen und offensichtlich ungeübt darin die Mundkommunion zu geben - ich bin froh wenn unser Pfarrer zurück ist.

    Manchmal ist es besser nicht rumzuschimpfen und der Familie die Möglichkeit zu geben sich selbst zu äußern. Prima Familie hast Du :)

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